Biotope und Schutzgebiete der Kreisstadt Homburg

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2. Kulturgeographie der Stadt Homburg

Die Kenntnis der Entwicklungsgeschichte, der den Verbreitungsgebieten zugehörenden Arten kann die Entstehungsgeschichte unserer Landschaft erhellen helfen. So liegt der Schlüssel zum Verständnis der heutigen Vorkommen, der heutigen Ausdehnung und der heutigen Gestalt unserer Kulturlandschaftsbiotope im wesentlichen in der Kulturlandschaftsgeschichte der letzten paar hundert Jahre.

Der gestaltende Einfluss des Menschen und das Zusammenspiel von Natur und Kultur ist am Beispiel der Kreisstadt Homburg eindrucksvoll zu beobachten.

Hirschwürzloch im Karlsbergwald,
historischer Brunnen aus der Zeit Herzog Karl August II; heute naturnah überwuchert mit Quellflur und Schwimmblattgesellschaft

Ein Schlüsseldatum stellt sicherlich der Zeitraum um 1800 dar, als Herzog Karl II. August (1776-1786) bayerischer Kronprätendent war. In dieser Zeit wurde das Residenzschloss Karlsberg mit seinen Nebenanlagen errichtet. Gerade die Nebenanlagen erweisen sich heute aus naturschutzfachlicher Sicht als bedeutende Kleinbiotop-Strukturen, die, wie am Beispiel von „Hirschwürzloch" oder „Karlsbergweiher" nicht selten sogar Standort von sogenannten § 25 Flächen (Quellfluren, vgl. Kap. 4.1.5) sind.

Herzog Karl II. August war es auch, der die Esskastanie (Castanea sativa) - eine Art, die ihr natürliches Verbreitungsgebiet am Südrand der Alpen hat - in Homburg anpflanzte und damit (weil sich die Esskastanie im Gebiet natürlich verjüngt) überhaupt die Grundlage schuf, für den heute aus forstlicher Sicht so bedeutenden „Edellaubholzreichen Mischbestand" am Karlsberg. Die heute noch erhaltenen und als Naturdenkmal ausgewiesenen ca. 200-250 jährigen Herzogskastanien zeugen von der damaligen großen Zeit.

Kulturhistorisch bedeutender Bereich der Karlsbergquelle; heute mit Quell-Erlen-Eschenwald bestanden (§ 25-Fläche)

Will man die Genese der Kulturlandschaftsbiotope Homburgs umfassend durchleuchten, so muss man in der Zeitgeschichte aber bis in die römische Zeit zurückgehen, als das heutige Schwarzenacker römisch-keltische Etappenstadt war. Damals wurden prächtige Villen im mediterranen Baustil errichtet. Heute sind diese als „Römermuseum" bekannten Rest-Gemäuer Lebensraum der ebenfalls mediterranen Mauereidechse. Es ist nicht auszu-schließen, dass die Mauereidechse, die damals als Einwanderungsweg die Burgundische Pforte über die Flusstäler von Rhône, Saône und Maas nahm, seit dieser Zeit am Standort überdauert hat (= Relikt) und sich damit die heutigen Vorkommen erklären lassen.

Zwei der ursprünglich 21 Herzogskastanien
(Esskastanie Castanea sativa)

Einzelvorkommen der Mauereidechse gibt es in Homburg aber auch an der aus dem 11. Jahrhundert stammenden Klosterruine Wörschweiler, wie überhaupt die Mauereidechse in Homburg nur auf Sekundärstandorten, d.h. auf vom Menschen (ungewollt) geschaffenen Ersatzlebensräumen wie Güterbahnhöfen, Gewerbegebieten usw. vorkommt.

Ebenfalls ein gutes Beispiel für vom Menschen geschaffene Ersatzlebensräume, sind die heute aus naturschutzfachlicher Sicht als hochwertig einzustufenden Kalk-Magerrasen im Bereich Kirrberg. Die Kalk-Magerrasen in Kirrberg sind aus früherer Ackernutzung hervorgegangen. Ihre Entstehung kann bis ins Jahr 1800 zurückverfolgt werden. Neben verschiedenen Orchideenarten fällt dem Naturfreund hier der Fransenenzian (Gentiana ciliata) besonders ins Auge.

Weiter sind an alten Biotoptypen für das Stadtgebiet noch zu nennen: Moore und Sümpfe, die am Standort sicherlich bereits mehrere hundert Jahre Entwicklungszeit hinter sich haben.

Mit Milzkraut und Lebermoose (Chrysosplenium) naturnah überwucherte Karlsbergquelle

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