Start

P I S A --- der schiefe Turm ... und wenig mehr

Kurzbericht über einen Kurztrip


• Während der Weihnachtsfeier im Amt, genauer beim Abtrunk des harten Kerns, wurde die Idee geboren, statt dem üblichen Hauptamtsessen einen Tagestrip per Jet zu arrangieren.

• Am 03. Januar taten wir die Idee allen an der Hauptamtskasse Beteiligten kund, erfragten zugleich das grundsätzliche Interesse. Von 16 Einzahlern waren 12 einverstanden. Als es ernst wurde, waren wir noch 7, für die ich buchte. Gefahren sind schließlich 6, da Petra Ney kurz zuvor erkrankte.

• 2 Wochen vor dem Reisetermin haben wir eine e-mail losgelassen , mit der uns OB Rippel seinem italienischen Kollegen Paolo Fontanelli empfahl; sie blieb jedoch ohne Reaktion.

• Mittwochs verabschiedete ich mich von OB Rippel in den Urlaub (anschließend an den Pisa-Trip) und beruhigte ihn: ,,Ich habe bisher alle Damen, die ich mitgenommen habe, wieder zurück gebracht.“ Aber so ganz überzeugt schien er nicht.

• Bei Abflugzeit 06.40 h hatten wir Treff um 04.00 h auf dem Umsteigeparkplatz an der B423 vereinbart. Als ich 3 Minuten vor 04.00 h hinkomme, sind alle schon versammelt. Gleichmäßig verteilen sich 3 auf jedes Auto und ab gehts. Aus Gewohnheit fahre ich unter der Autobahnbrücke durch und will rechts auf die Autobahn abbiegen, als ich merke, dass diese ja Richtung Saarbrücken führt. Sofortiges Wendemanöver behebt den Schaden — es sind die einzigen 100 m falschen Weges.

• Bei freier Strecke und flotter Fahrt sind wir kurz nach 05 h in Hahn, haben in wenigen
Minuten (ohne Gepäck) eingescheckt und danach jede Menge Zeit zum Frühstück. Die
Damen haben sich einiges einfallen lassen. Während Thomas und ich den Kaffee
besorgen, tischen sie auf: 20 Knusperweck (frisch vom Bäckerhaus Ecker), Schnittkäse,
Lyoner mit Senf und Gurken, abrundend und zielgerichtet eine Rasche eisgekühlten
Prosecco. Von wegen Billigflieger — dieses Frühstück war first dass!

• Uber den Flug gibt‘s nichts Aufregendes zu berichten, er verläuft ruhig, problemlos und so schnell, dass wir schon ein paar Minuten früher am Ziel sind als im Flugplan vorgesehen. Wir sind auch sofort draußen, denn es gibt für EU-Passenger keine Pass- und Zollkontrollen mehr und Gepäck haben wir nicht.

• 20 Minuten Fußmarsch tun uns gut und bringen uns in die Innenstadt. Das Wetter ist optimal, um 08 h bestimmt schon gut 20 Grad. Wir überqueren Bahnlinien, passieren den Hauptbahnhof und das Postamt, statten dann dem alt-ehrwürdigen Rathaus am Arno-Ufer einen kurzen Besuch ab; mehr alt als ehrwürdig nach meiner Meinung. Da der sindaco auf die mail unsers OB nicht antwortete, bekommt er von uns weder Gruß noch Händedruck, das hat er jetzt davon..

• Unser Weg führt uns nun durch die Fußgängerzone. Die meisten Geschäfte sind noch
geschlossen, so kommen wir zügig voran zum Campo dei Miracoli/Piazza del Duomo.
Hier konzentriert sich die geballte Kultur der Stadt: il Campanile (der schiefe Turm), il
Duomo (die Kathedrale), il Battistero (die Taufkirche), il Camposanto (die monumentale
Friedhofsanlage) sowie die beiden Museen Museo delle Sinopie und Museo dell‘Opera.
Wenn schon da, nehmen wir alles mit. Also zahlen wir 8,50 EURO für die 4 MONUMENTI, dann 2 EURO extra für den Duomo. Für den Eintritt haben wir ja noch Verständnis, aber dass die Bänke mit einem Seil abgesperrt sind, finden wir traurig. Armes Italien, du galtest mal als besonders religiös. Passt das dazu? Den Aufstieg auf den Schiefen Turm für 15 EURO ersparen wir uns — des Geldes und des Gewichtes wegen; wissen wir, ob wir nicht den letzten Ausschlag geben für sein Kippen? Wir wollen doch kein weltberühmtes Kulturdenkmal zum Einsturz bringen.

• Da wir die gesamte Kultur auf einen Rutsch nicht verkraften, gönnen wir uns zwischendurch in einer kleinen Trattoria eine Runde Cappuccino — kleine Pause für Füße und Kopf, schlendern dann an den zahlreichen Andenkenläden vorbei, von fliegenden Händlern bedrängt zurück. Vor dem Dom treffen wir meinen Tenniskollegen Norbert Müller und seine Frau, die allerdings schon seit gestern hier sind und noch bis morgen bleiben.

• Inzwischen ist die saarländische Essenszeit längst überschritten, alle habe Hunger, Ruth Thoni ganz besonders. Also auf Richtung Altstadt. Uber die Via Borgo Stretto erreichen wir das älteste Stadtviertel von Pisa. Für das Aufspüren geeigueter Kneipen habe ich normalerweise ein gutes Näschen. Es verlässt mich auch hier nicht. In einer Seitenstrasse entdecke ich eine Spaghetteria, die einen sauberen, gutbürgerlichen und regionaltypischen Eindruck macht. Als uns dann noch eine richtige italienische Mama mit gut und gerne 90 kg Lebendgewicht bedient, finde ich mich voll bestätigt. Das Essen ist gut und reichlich, der Vino della casa naturrein und preiswert, ob rot (2x) oder weiß, alles zusammen macht gerade mal knapp über 100 EURO — die Beurteilung lautet ,,empfehlenswert“!

• 15.30 h rappeln wir uns auf zum Stadtbummel. Der Orto Botanico, der Botanische Garten ist wegen Umbaumaßnahmen bis Anfang 2004 geschlossen. Das können wir verkraften, begeben wir uns eben auf den Stadtbummel. Bald landen wir in einer Gelateria. Von dem 17. schwarzen Händler kaufe ich eine ROLEX zum unglaublichen Schnäppchenpreis. Beim weiteren Geschäftsbummel sehen wir durchaus einige interessante Stücke in den Schaufenstern. Aber wir stellen fest, das die Preise zu hoch und die Größen (für die meisten unserer Figuren) zu klein sind. Thomas würde in ein paar italienische DesignerSchuhe investieren, aber seine 39er Modellfüße sind auch in Italien nicht gängig.

• Dann ist es auch schon Zeit für den Rückweg. Gemütlich schlendern wir zum Rughafengebäude, Durst beherrscht die meisten. Wenn schon keine Möglichkeit, die heißgelaufenen Füße zu kühlen, dann doch wenigstens die Kehle. Das bedeutet Aqua für die Damen und vino rosso für die Fahrer.

• Hannelore Rothhaar ist das unterwegs erstandene kalte ,,Leck-Eis“ auf den Magen geschlagen. Da hilft nur ein Schnaps oder ein Fernet; in Italien bedeutet das Grappa. Wir wechseln an die Bar im Erdgeschoss. Wir werden doch ein Mitglied unserer Gruppe nicht allein lassen, woraus folgt, dass ich bei dem neapolitanischen Barkeeper 6 Grappa ordere. Diese Solidarität ist beispielhaft.

• Sind wir so früh am Check-In-Schalter oder macht es mein Charme? Jedenfalls bekommen wir von der freundlichen Stewardess Boarding-Cards mit 40er Nummern, was bedeutet, dass wir bevorzugt aufgerufen und eingelassen werden (Nrn. 1-65) Aber es ist Platz genug in der BOEING 737-800, die ersten 6 Reihen werden freigehalten. Ob man eine Gruppe erwartet oder was sonst der Grund dafür ist, bleibt uns verborgen.
• Der Rückflug verläuft genauso gut und schnell wie der Hinflug. Lediglich kurz vor dem Landeanflug auf Hahn wird es ein bisschen windig und wacklig, aber keine größeren Turbulenzen. Wieder sind wir dem Flugplan 10 Minuten voraus. Bravo, da habe ich bei renommierten Fluggesellschaften schon viel anderes erlebt.

• Um Mitternacht sind wir wieder auf deutschem Boden. Brigitte Prowald und Ruth Thoni ordern per handy ihren Abholservice. Kurz nach 01 h sind wir am Umsteigeparkplatz, alle sind pünktlich. Arrivederci, ciao ... alla prossima volta — bis zum nächsten Mal?!

• Zu Hause angekommen genehmige ich mir noch eine Flasche Ur-Pils, dann will ich unseren Chef mit einem Fax über unsere geglückte Rückkehr informieren und ihn beruhigen, aber dessen Faxgerät meldet bis Samstag Mittag unverdrossen ,,Besetzt“. Da kann was nicht stimmen, muss er halt bis Montag warten.


FAZIT (zumindest meines)

1. Unser Flug war ruhig und problemlos, zudem noch mehr als pünktlich.

2. Das Wetter war optimal, 22 bis 25 Grad, leicht bewölkter Himmel.

3. Die Verpflegung war erstklassig, vom saarländischen Frühstück über Spaghetti agio/olio, vitello, scaloppine etc. bei der italienischen Mama und schmackhaftem Gelati bis zu Gummibärchen und Müsli-Riegeln als Zugabe

4. Getränkemäßig war die Versorgung sogar noch exklusiver, von Prosecco über vino rosso e bianco, cappuccini, espressi bis Grappa zum Abschied von Italien.

5. Die Stimmung war bestens vom Anfang bis zum Schluss. Die Gesellschaft stimmte, keine(r) schloss sich aus, alle machten alles mit.

6. Der besondere Dank gilt denen, die mit Handicaps an den Start gingen und bravourös durchhielten.

7. Alles spricht für eine Neuauflage, wobei Pisa durch jede andere vom Flugplan her erreichbare europäische Metropole als Ziel beliebig zu ersetzen ist.

Schief war nur der schiefe Turm von Pisa — und der mag es auch bleiben.


04.05.‘03 Volker Heil